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März 29 2009

Leckschlagen (Monolog)

Auszug aus dem 1. Akt

(Die junge Frau mit den Eltern in ihrer Wohnung.)

Jetzt habt ihr mich also gefunden.
Kommt rein,
nehmt das Laken,
packt das schmutzige Zeug weg.
Ich kann kein Blut mehr sehen.
Die ganze Nacht hab ich auf dem Laken gesessen,
gelegen, mich darin versteckt.

Was schaut ihr mich an?
Er ist weg, und ich lebe.
Er ist nicht mehr da,
fort, abgehauen, was weiß ich,
wo es ihn hinverschlagen hat.

Ihr habt euch Sorgen
um mich gemacht?
Wer hat euch angerufen?
Die Nachbarin?
Hätte mich auch gewundert,
wenn er euch verständigt hätte.
Oder soll ich jetzt Ex zu ihm sagen?
Ist euch das lieber?
Und könnt ihr aufhören, mich ständig
anzustarren!

Ihr habt nicht damit gerechnet,
mich so anzutreffen.
Es passiert auch nicht jeden Tag,
dass einem das Gesicht eingeschlagen wird.

Aber ist das ein Grund,
mich mit den Augen aufzuschneiden?

 

Auszug aus dem 2. Akt

(Die junge Frau allein in ihrer Wohnung)

Sie sind jetzt weg.
Du kannst reinkommen.
Nein, sie werden dir nichts tun.
Komm schon,
ich möchte mit dir reden.
Ich möchte wieder deine Stimme hören,
auch wenn es weh tut.
Du warst ja nicht immer so.
Du hast ja nicht immer gleich zugeschlagen,
das ist über Nacht gekommen.
Über Nacht.

Beim ersten Schlag hab ich mir noch gedacht:
Gut, geh, geh jetzt bitte, hau ab!
Aber du hast mich nicht so einfach hergegeben.
Bist hinter mir hergerannt
wie ein Schoßhund.
Ich hätte nicht nachgeben dürfen.
Ich hätte dir ins Gesicht spucken sollen
und weiterlaufen,
weiter in die Nacht.
Dein Trost.
Deine Entschuldigung.
Dein Versprechen,
dass es nie mehr passieren würde.

Ich hab dir aus der Hand gefressen.
Weißt du, warum ich dir nicht gleich den Laufpass gab?
Ich habe gehofft.
Ich habe gehofft, dass du dich ändern würdest.
Du hast ja selbst gesagt,
dass du ein anderer Mensch werden könntest.
Ohne Fäuste. Ein Mensch.

Aber du liebst mich noch,
das rieche ich an deinem Atem.
Das sehe ich an deinen Lippen.

Deine Liebe hat meine Magenwand durchbrochen,
und wie oft hab’ ich gekotzt am Morgen,
als du noch seelenruhig schliefst
und dir deine Mädchen erträumtest. Wie oft
habe ich dir heimlich mit Messern die Kehle geritzt.
Es waren feine Klingen,
dünn wie meine Haare.
Und da spritzte nicht mein Blut,
nein, Liebling,
es war deines,
schwarz vor Freude,
endlich diesen Körper zu verlassen.

Manchmal sind wir wach im Bett gelegen,
du hast von der Sonne im Süden gesprochen
und die Schatten
auf meiner Haut weggestreichelt.
Das war schön, ja,
etwas,
das mich an dir hielt.

Bis der Herbst aus deinen Fingern kroch.

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